Vom Verein zur Stiftung

Bürgerengagement

Seit 1997 arbeitet der Verein Aktive Bürgerschaft - zuerst in Münster und ab 2002 in Berlin - für das bürgerschaftliche Engagement in Deutschland. Ab 2015 setzt die Aktive Bürgerschaft ihre Arbeit nun als rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts fort.

Alle Mitglieder der genossenschaftlichen FinanzGruppe sind aufgerufen, als Projektpartner, Förderer oder Stifter von der Kompetenz der Aktiven Bürgerschaft für sich selbst, aber auch für Kunden und Mitglieder zu profitieren.

Von Werner Böhnke und Peter Hanker

Vor mehr als 15 Jahren bewiesen die Gründer der Aktiven Bürgerschaft Weitblick und Gespür für wichtige Zukunftsthemen. Sie erkannten, dass ehrenamtliches Engagement, Stiftungen und auch das gesellschaftliche Wirken von Unternehmen angesichts des sozialstaatlichen Wandels eine größere Rolle spielen werden. Sie erkannten auch die Chancen, die sich der genossenschaftlichen FinanzGruppe hierbei zur allge­meinen Profilierung gegenüber Öffentlichkeit und Politik, aber auch ganz konkret im Stiftungs­sektor bieten. Durch ihr Engage­ment für Bürgerstiftungen treten Genossenschaftsbanken erstmalig im Stiftungssektor als maßgeb­liche Stifter- und Fördergruppe in Erscheinung. Wie vielfältig und wichtig das Engagement unserer Gruppe ist, zeigt eindrucksvoll der seit einigen Jahren erschei­nende BVR-Bericht über das gesellschaftliche Engagement sei­ner Mitglieder (www.bvr.de » Wer wir sind » Unser Engage­ment).

Werner Böhnke ist Aufsichtsratsvorsitzender der WGZ Bank AG und Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Aktive Bürgerschaft.
Dr. Peter Hanker ist Vorstandssprecher der Volksbank Mittelhessen eG und Vorstands­vorsitzender der Stiftung Aktive Bürgerschaft

Seit vielen Jahren hat die Ak­tive Bürgerschaft bundesweit und gemeinsam mit zahlreichen Volksbanken und Raiffeisenban­ken vor Ort die Entstehung und Entwicklung von Bürgerstiftungen gefördert. Mehr als vier von fünf der knapp 400 Bürgerstif­tungen profitieren heute vom Engagement ihrer örtlichen Ge­nossenschaftsbank. Die Jahre der Wirtschafts- und Finanzkrise ha­ben die Bürgerstiftungen bislang gut mit jährlich 10 bis 12 Prozent Vermögenswachstum hinter sich gebracht. Die Spendeneinnah­men und Ausgaben für Projekt­förderungen erreichen jedes Jahr neue Höchstwerte. Die vermeint­lichen "Arme-Leute-Stiftungen", die eben aus der Not heraus mehr als einen Stifter brauchen, sind auf der Überholspur.

Das kommt den Menschen vor Ort und den Regionen zugute. Viele Kommunen müssen auf­grund der Verschuldung der öf­fentlichen Haushalte sparen und sind darauf angewiesen, dass andere Akteure - Unternehmen, Bürger, gemeinnützige Organisa­tionen - ihren Teil zum Gemein­wohl beitragen. Genossenschaftsbanken wollen durch ihr Bürger­stiftungsengagement vor allem auch anderen helfen, selbst auf einfache, aber auch nachhaltige Weise aktiv werden zu können. Seit zehn Jahren ist beispiels­weise die Volksbank Mittelhes­sen bei den Bürgerstiftungen in Aßlar, Bad Nauheim, Gießen, Karben und Wetzlar engagiert. Die WGZ Bank nutzt seit Ende 2009 die Kompetenzen, Erfah­rungen und Netzwerke der Akti­ven Bürgerschaft, um ihre Initia­tive "sozialgenial- Schüler enga­gieren sich" im Rheinland und in Westfalen umsetzen zu lassen.

Dabei geht es um die Förderung von Bildungs- und Berufschancen sowie die Bereitschaft junger Menschen, sich für andere zu engagieren. Schülerinnen und Schüler engagieren sich beispiels­weise in Seniorenheimen ehren­amtlich für ältere Mitbürger, organisieren Vorlesenachmittage in Kindergärten oder setzen sich gemeinsam mit Naturschutzorganisationen für den Umwelt­schutz ein. ln der Schule ver­binden sie ihr Engagement mit Unterrichtsinhalten in Fächern wie Sozialkunde, Deutsch oder Biologie.

Die WGZ Bank finanziert die­ses Service-Learning-Programm zusätzlich zum Förderbeitrag für die Aktive Bürgerschaft. Das mit einer eigenen Marke verbun­dene Programm ist außerordent­lich erfolgreich und wurde jetzt für weitere fünf Jahre im Sponso­ring und in der Kooperation mit dem Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nord­rhein-Westfalen verlängert. Mehr als 500 Schulen sind inzwischen Mitglied bei "sozialgenial". Wir sind der Überzeugung, dass die­ses Konzept das gleiche inno­vative und nachhaltige Potenzial im Bildungsbereich hat, wie es die Bürgerstiftungen im Stif­tungsbereich haben.

Der Partner für Engagement

Mit der Aktiven Bürgerschaft, deren Schirmherr der BVR ist, steht uns heute eine Organisa­tion zur Verfügung, die sich durch ihre professionelle Arbeit und das verlässliche Engagement der genossenschaftlichen Finanz­Gruppe in der Öffentlichkeit eine hohe Anerkennung erworben hat.

Um auch für die Zukunft gut aufgestellt zu bleiben, haben Vorstand und Geschäftsführung der Aktiven Bürgerschaft ein Konzept zur künftigen strategi­schen Ausrichtung erarbeitet, in dessen Zentrum die Umwand­lung des Vereins in eine Stiftung steht. Bei den Förderern der Akti­ven Bürgerschaft ist dies auf große Zustimmung und breite Unterstützung gestoßen. Wesentlicher Grund für die Umwandlung ist eine noch bes­sere Positionierung durch die Rechtsform der Stiftung, verbun­den mit einer noch größeren öffentlichen Wahrnehmung.

Darüberhinaus zeigt sich die Notwendigkeit organisatorischer Neustrukturierungen vor dem Hintergrund der bisherigen 15-jährigen Erfahrungen und einer Erweiterung der künftigen Finanzierungsbasis als Projektträ­ger und als Stiftungsverwaltung. Unverändert bleibt auch die Stif­tung Aktive Bürgerschaft das Kompetenzzentrum für Bürger­engagement der Volksbanken und Raiffeisenbanken - aber ein besser aufgestelltes und noch leistungsfähigeres.

Die genossenschaftliche Fi­nanzGruppe will sich über die Stiftung Aktive Bürgerschaft gemeinsam mit engagierten Bürge­rinnen und Bürgern, Wirtschaft und Wissenschaft, Gesellschaft und Politik für eine Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements und ihrer gemeinnützigen Orga­nisationen zum Wohle unseres Landes einsetzen. Als vorrangig operativ arbeitende Stiftung en­gagiert sich die Aktive Bürger­schaft für innovative Engagementkonzepte, die sie mit Part­nern bundes- oder landesweit umzusetzen sucht.

Im Dialog mit Politik und Verwaltung setzt sich die Aktive Bürgerschaft für gute Rahmenbedingungen und sub­sidiären Vorrang bürgerschaftli­chen Engagements ein. Das Han­deln der Stiftung Aktive Bürger­schaft orientiert sich an den genossenschaftlichen Werten der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung.

Quelle: BI | BankInformation 01/15