Volksbank Mittelhessen setzt auf »nachhaltige« Dividende

Friedberg/Gießen (si). Die knapp 180 000 Eigentümer der Volksbank Mittelhessen erhalten für das Jahr 2010 auf ihre Anteilsscheine die erwartete Dividende von 7 Prozent. Diesen Beschluss fassten die Mitgliedervertreter am Montagabend in der Kongresshalle, die damit erwartungsgemäß dem schon im Januar bekannt gewordenen Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat folgten.

Den Jahresüberschuss konnte die nach der Mitgliederzahl größte deutsche Genossenschaftsbank um knapp 60 Prozent auf 16,5 Millionen Euro steigern, wie Vorstandssprecher Dr. Peter Hanker erläuterte. Die inzwischen testierten Zahlen weisen ein ausgesprochen erfolgreiches Geschäftsjahr aus. Das honorierten die rund 380 erschienen Vertreter mit viel Beifall und weitgehend einstimmig gefassten Beschlüssen. Auch der Vorschlag, die Vertreterversammlung zu verkleinern, erhielt mit 90 Prozent deutlich mehr als die erforderliche Drei-Viertel-Mehrheit.

Eine kurze Diskussion gab es zur Frage, ob nicht eine Erhöhung der seit vielen Jahren unverändert gezahlten Dividende angebracht sei. »Wir könnten mehr ausschütten. Wir sollten es aber nicht tun. Es wäre falsch, den Kapitalgesellschaften an der Börse nachzueifern«, sagte Hanker. Der Vorstand setze auf »Nachhaltigkeit«. Die Mitglieder müssten dann auch kein Dividendenkürzung befürchten, wenn es - wie 2008 im Jahr der Finanzkrise - »mal etwas schlechter« laufe. Die jetzige Ausschüttung summiert sich auf 4,5 Millionen Euro, etwas mehr als ein Viertel des Jahresüberschusses.

Im Übrigen bestätigten Hanker, seine Vorstandskollegen sowie Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Günther Horn in ihren Berichten weitgehend die schon bekannten Eckdaten für das Jahr 2010. Die Kundeneinlagen erhöhten sich um rund 200 Millionen Euro auf 4,87 Milliarden; vor allem kurzfristige Festgelder sowie Sicht- und Spareinlagen waren stärker gefragt. Kredite vergab die Volksbank in einer Gesamthöhe von 3,35 Milliarden, 55 Mio. Euro mehr als im Jahr zuvor. Knapp über die Hälfte ging an Firmen- und Gewerbe-, der Rest an Privatkunden. Wachstumsträger waren sowohl die mittelständische Unternehmensfinanzierung als auch das Baufinanzierungsgeschäft. Abschreiben musste die Bank Kredite in einem Volumen von rund 15 Millionen Euro. Mit einer Bilanzsumme von 5,76 Milliarden Euro kommt sie unter den Genossenschaftsbanken bundesweit auf Platz drei.

Der größte Teil des Betriebsergebnisses wandert in die Rücklagen. Damit stärkt das Geldinstitut sein Sicherheitspolster und schafft die Voraussetzungen, um noch mehr Kredite vergeben zu können. Das (bilanzielle) Eigenkapital beläuft sich auf 465 Millionen Euro (plus 32 Mio.). Laut Hanker erfüllt die Volksbank in weiten Teilen schon jetzt die verschärften Eigenkapitalregelungen von »Basel III«, die ab 2013 schrittweise in Kraft treten sollen. Vom guten Geschäftsergebnis profitieren auch die 1520 Mitarbeiter. Sie erhalten ein volles Monatsgehalt als Sonderzahlung.

Bank erhält Rückerstattungen

Deutlich niedriger als im Januar verkündet fällt die steuerliche Belastung aus. So muss die Bank nicht 13,9 Millionen abführen, sondern nur 8,6 Millionen. Grund sind Körperschafts- und Gewerbesteuerrückerstattungen für vergangene Jahre.

Die beschlossene Verkleinerung der Vertreterversammlung spiegelt die gute Mitgliederentwicklung wider. Bislang kam ein Vertreter auf 200 Eigner, ab dem kommenden Jahr wird eine Person 300 Eigentümer repräsentieren. Weil die Volksbank Mittelhessen weiter wachsen will, wird das Gremium künftig immer noch 600 oder mehr Delegierte umfassen.

Aus dem Aufsichtsrat wurden die langjährigen Mitglieder Karl-Michael Habermehl, Helmut Henkel und Rainer Steiz verabschiedet. Neu bestätigte die Versammlung Prof. Michael Kirk, Gerald Engeland und Michael Kraft. Auf Arbeitnehmerseite waren im April Andrea Höfner, Erhard Balser, Klaus-Richard Arnold, Michael Hahn und Frank Hettche in das Kontrollgremium entsandt worden. Erhard Balser, Michael Koch, Michael Kirk und Prof. Hubert Jung sind jetzt stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende.

Erschienen am 04.05.2011, Gießener Allgemeine Zeitung