Ein ausgewählter Kreis mittelhessischer Unternehmer wagte heute gemeinsam mit Stefan Bielmeier, dem Chefvolkswirt der genossenschaftlichen DZ Bank, einen Blick in die konjunkturelle Zukunft. Vorstandssprecher Dr. Peter Hanker begrüßte den gefragten Experten und die Firmenkunden der Volksbank im ServiceZentrum. Bielmeier gewährte einen tiefen Einblick in seine Expertise zur aktuellen Weltkonjunktur und der Lage auf den nationalen Finanzmärkten. Seine Analyse wurde zudem per Telefonkonferenz an rund 200 Volksbank und Raiffeisenbanken übertragen.
Die politischen Probleme, die uns das vorangegangene Jahr vererbt hat, schlagen mit voller Wucht durch. Die Folge: Das Wirtschaftswachstum im exportabhängigen Deutschland, aber auch im europäischen Wirtschaftsraum schwächt sich ab. Nicht nur die politischen Risiken, auch strukturelle Probleme wie der Fachkräfte- und Innovationsmangel belasten die deutsche Wirtschaftskraft. Doch auch der Blick über den Tellerrand bleibt nüchtern: Die Weltkonjunktur hat ihren Zenit offensichtlich überschritten.
Mittelhessische Unternehmer im Austausch mit Top-Volkswirt Stefan Bielmeier


Welche Konsequenzen ergeben sich für Unternehmen und deren Investitionspolitik? Zunächst einmal müssen wir davon ausgehen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Chance für eine moderate Zinsanpassung verpasst hat. Der Aufschwung der vergangenen beiden Jahre ist im Hinblick auf die Zinsen wirkungslos verpufft. Angesichts der derzeitigen Lage hat die EZB kaum noch Handlungsoptionen. Daher ist nicht davon auszugehen, dass die Zinsen auf Sicht steigen werden. Im Gegenteil: Sollte sich die weltpolitischen Krisen weiter verschärfen, bleiben noch der Ankauf von Bundeswertpapieren oder fiskalpolitische Instrumente, will man die Kriterien des Maastricht Vertrages künftig erfüllen. Das bedeutet für expansionsorienterte Unternehmer bleiben Investitionen, so denn der Markt für höheren Absatz aufnahmebereit ist, äußerst günstig.
Auch im Hinblick auf die gesamtwirtschaftlichen Aussichten gibt es keinen Grund für echten Trübsal. Die Stimmung im Land scheint schlechter als die tatsächliche Lage. Auch wenn Europa und Deutschland den Wachstumshöhepunkt offenbar überschritten haben, ist eine Rezession weiter unwahrscheinlich. Die Inflation bleibt moderat bei etwa 1,5 Prozent, die Renditen stabil wenn auch auf niedrigem Niveau.
Im Anschluss an die Konferenz hatten die geladenen Unternehmer Gelegenheit zum direkten Austausch mit dem Konjunkturexperten Bielmeier.