»Koordinationsfähigkeit und höchste Konzentration«

(stu) Im Sport stehen nicht ausschließlich die Leistungen und Resultate im Vordergrund. Es muss sehr wohl differenziert werden zwischen dem Leistungssport und dem Breitensport.

Gerade dem Letztgenannten sollte große Bedeutung beigemessen werden, denn er fungiert als »Klammer, die die Gesellschaft zusammenhält«, so Dr. Peter Hanker, Vorstandssprecher der Volksbank Mittelhessen. In dieser Funktion kommt den Vereinen eine tragende Rolle zu, denn es ist an ihnen, die dafür nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen und organisatorisch tätig zu werden. Gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund ehrte die Volksbank Mittelhessen am Dienstagabend im Rahmen des Wettbewerbs »Sterne des Sports« in ihrem Forum Sportvereine, die sich im besonderen Maße innerhalb des Breitensports gesellschaftlich oder sozial engagieren und honorierte deren Projekte. Dafür wurde eine Gesamtsumme von 15 000 Euro als Preisgeld verteilt.

Höhepunkt des Abends bildete die Ehrung der drei besten Projekte. Sieger des Wettbewerbes und damit Träger des bronzenen Sterns ist die TG Groß-Karben 1891. Ihr mit 2000 Euro Honorar dotiertes Projekt ermöglicht Senioren das Erlernen und Trainieren der recht neumodischen Koordinationssportart Sport-Stacking, bei der in möglichst wenig Zeit und möglichst fehlerfrei Pyramiden aus Plastikbechern auf und wieder abgebaut werden. Gerade für ältere Menschen bietet die Kombination von Koordination und Konzentration eine gute Möglichkeit, geistig fit zu bleiben. Durch die beim Sport-Stacking benötigte Vernüpfung beider Gehirnhälften werden neue Nervenbahnen angelegt und die Hand-Augen- Koordination trainiert. Bei den Seniorinnen und Senioren kommt der Sport gut an. Zu Michael Jacksons »Billie Jean« und Lena Meyer-Landruts »Taken by a Stranger« zeigten die im Durchschnitt 65 Jahre alten Damen die verschiedenen Wettkampffiguren und eine eigens erarbeitete Choreografie. Dabei machten sie eindrucksvoll deutlich, dass dieser Sport nicht nur der jungen Generation vorbehalten ist. Weltmeisterin und Weltrekordhalterin im Sport-Stacking, Dr. Heidi Braunewell, ließ es sich nicht nehmen die Gala ebenfalls zu besuchen und die Vorstellung der Seniorinnen zu genießen sowie einige Informationen zur Geschichte des Sports zum Besten zu geben.

Im Bereich Gesundheit und Prävention ist das Projekt des Zweitplatzierten anzusiedeln. Der MTV 1846 Gießen wurde für ein Projekt aus dem Seniorensport mit 1500 Euro Preisgeld ausgezeichnet. Unter dem, Motto »Fit und gesund in jedem Alter« bot der MTV verschiedene Kurse an, die mit den Bereichen Hockersport, Yoga, Rehabilitation, Herzsport und Tanz ein reichhaltiges Angebot eröffnen sich auch im fortgeschrittenen Alter fit zu halten und gesundheitlichen Problemen entweder vorzubeugen oder ihnen gezielt entgegenzuwirken.

Über ein Preisgeld von 1000 Euro und den dritten Rang freute sich der Spiridon-Club Oberlahn. Ihr Projekt »Auf dem Weg zum Marathon« setzte es sich zum Ziel Gelegenheitsläufern durch gezieltes Training die erfolgreiche Teilnahme am »Weiltalweg-Marathon« zu ermöglichen. Dazu mobilisierte der Verein einen Stab an ehemaligen und aktiven Läufern, die in drei wöchentlichen Trainingseinheiten die Grundlage für das erfolgreiche Absolvieren der 42-Kilometer-Distanz schufen. 29 Teilnehmer am Projekt erreichten das Ziel mit einem Lächeln auf den Lippen und einige trainieren bereits für ihren zweiten Marathon.

In den Preiskategorien von 200 bis 500 Euro waren einige Vereine aus der Region unter den Geehrten. Mit 200 Euro wurden der TC Rockenberg für gezieltes Tennistraining mit Grundschülern und die Wetterauer Radwanderfreunde Florstadt für ihr Integrationsprogramm mehrerer Generationen zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls, gerade unter dem Gesichtspunkt der demografischen Situation, ausgezeichnet. Gleich zweifach geehrt wurden Projekte des 1. Wöllstädter Gymnastikvereins 1976: Zum einen wurde die Tanzguppe »NoNameZ« für die Integration junger Frauen in den Verein geehrt und zum anderen wurde die Kinder und Jugendarbeit bei den Ferienspielen im Rahmen der Sommerferien belohnt. Hierbei machte man es sich zur Aufgabe, auch sozial schwächer gestellten Kindern ein abwechslungsreiches Ferienprogramm zu bieten. Der TV 08 Grüningen freute sich über 300 Euro, die er für sein Engagement im Bereich des Kinderturnens verliehen bekam, indem er es schaffte, durch sportliche Tätigkeit bereits im Kindergarten Grundwerte zu vermitteln.

Der Treiser Lauf- und Walkingtreff 2007 wurde für die gezielte Entwicklung im Bereich der Mitgliederzahlen geehrt sowie auch der TC Hungen 1975, der mit dem Projekt »Deutschland spielt Tennis - Hungen macht mit« die Mitgliederzahlen stabilisierte. Diese Leistungen waren den Juroren 500 Euro wert. Dieselbe Summe wurde auch dem Tischtennisclub Wißmar 1975 verliehen, der ein Projekt zur Stärkung des sozialen Miteinanders an den Start brachte und somit Training und Leistungssteigerung mit dem Aspekt des voneinander Lernens verband. Hierbei stand vor allem die Intergration sozial schwacher Tischtennisbegeisterter im Vordergrund. Bereits 700 Euro war der Jury das Engagement des Modellflugsportvereins Lahntal wert. In ihrem aus dem Bereich des Umweltschutzes stammenden Projekt förderten sie die ökologische Entwicklung des Vereins. Im Bereich des Vereinsmanagements wurde der Radfahrerverein Germania 1912 Hungen geehrt, der durch Vielfältigkeit der Angebote eine aktive Mitgliederentwicklung initiierte. Dem KSV Klein-Karben 1890 wurde eine Anerkennung von 700 Euro für sein Projekt »Älter werden: ja gerne. Aber fit und gesund bleiben« aus dem Bereich des Seniorensports überreicht. Der TV 1905 Mainzlar wurde für das Projekt »Sport meets Midnight« prämiert und erhielt ebenso wie der Gießener SV für seine Integrationsarbeit 700 Euro Fördermittel. Auf einem guten vierten Platz landete der TanzSportClub Niddatal, der einen Bastel- und Spielnachmittag für herzkranke Kinder organisierte und eine anschließende Tanzgala in die Wege leitete. Die Einnahmen dieser gingen an die Organisation »Kinderherzen heilen« und kommen so Kindern zugute, die aus gesundheitlichen Gründen eingeschränkt sind.

Die Juroren des regionalen Wettbewerbs setzten sich aus vielen Sparten zusammen. Es waren sowohl Vertreter des Sportkreises und der Medien als auch aktive Sportler unter den Wertungsrichtern. Jeder von ihnen legte eigenständig eine Rangfolge fest, die finalen Platzierungen wurden aus diesen ermittelt. Hervorzuheben ist jedoch, dass sich trotz der individuellen Beurteilung der Projekte eine einheitliche Entscheidung ergab und sich die Juroren im Endeffekt über die Vergabe der Plätze sehr einig waren.

Seit nunmehr acht Jahren existiert der Wettbewerb »Sterne des Sports«. In Bereichen wie Gesundheit, Jugendarbeit, Integration, Gleichstellung und Management erstellen die teilnehmenden Vereine Projekte und präsentieren diese, dabei werden Tragweite und Nutzen jener Maßnahmen sehr transparent. Im Rahmen der Veranstaltungen kristallisiert sich anhand der Erfahrungsberichte oftmals heraus, dass die in die Wege geleiteten Projekte eine hohe Nachhaltigkeit aufweisen. Dem regionalen Sieger wird der bronzene Stern verliehen und die Teilnahme am Landesentscheid ermöglicht. Das Projekt, welches sich dort durchsetzt, nimmt den silbernen Stern entgegen und vertritt das Land Hessen beim Bundesentscheid, der mit dem goldenen Stern dotiert ist.

Erschienen am 09.09.2011, Wetterauer Zeitung