Gerade einmal ein Jahr war vergangen, seit die LTi Gießen 46ers das letzte Mal zur Pressekonferenz in den Räumen der Stadtwerke Gießen luden, um ihren neuen Trainer vorzustellen. Auf dem Stuhl, auf dem vor einem Jahr noch Björn Harmsen Platz nahm, saß am gestrigen Donnerstag Mathias Fischer. Der »Trainer des Jahres« in Österreich wechselt von den Gmunden Swans nach Mittelhessen und nimmt am Montag die Arbeit auf.Fischer erhält beim Traditionsverein einen Vertrag mit einem Jahr Laufzeit und Option seitens der LTi 46ers für ein weiteres. »Wir wissen um die sportliche Situation, zwei Jahre wären unseriös gewesen«, so 46ers-Geschäftsführer Heiko Schelberg. Im Gespräch präsentierte sich der 40-Jährige, dessen Verpflichtung die AZ bereits gestern gemeldet hatte, offen und ehrlich - so sieht er auch seinen Führungsstil: »Ich bin ein Typ, der gerne kommuniziert. Es muss klare Regeln geben, man muss sich respektieren. Aber Probleme müssen offen angesprochen werden. Es gibt gewisse Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen, aber es muss eine offene Kommunikation herrschen. Ich führe meine Mannschaft, rede viel und versuche, sie in die richtige Richtung zu pushen.«
Auch sich selbst nimmt er nicht von seinen Regeln aus: Angesprochen auf eine Geldstrafe, die er im März von der österreichischen Liga erhalten hatte, gestand er ein: »Ich bin voller Leidenschaft an der Seitenlinie, aber habe in diesem Fall die Grenze überschritten und eine Strafe bekommen und akzeptiert. Das ist okay.« Damals hatte ein Disput mit einem Referee zu der Strafe geführt. Am Vormittag hatte Fischer ein Gespräch mit Achmadschah Zazai geführt, nach dem Pressetermin sollte er seine neue Wohnung begutachten. "Chacha" ist ein schneller, emotionaler Spieler, den ich sehr mag«, ließ der in Oberschlesien geborene Fischer durchblicken, dass er den Publikumsliebling gerne an der Lahn halten möchte. Bei Barry Stewart, der nach Angaben seiner Agentur bereits einen Vertrag für die kommende Saison unterzeichnet hat, macht der neue Trainer dagegen keine Hoffnungen: »Er ist bei renommierten deutschen Klubs im Gespräch. Ich glaube nicht, dass wir ihn wiedersehen werden.«
Mit Elvir Ovcina und Mathias Perl stehen noch Gespräche an. Angesichts der 6+6-Regel haben für den neuen Gießener Chefcoach die einheimischen Verpflichtungen Priorität: »Die große Kunst ist es, deutsche Spieler zu finden, die in der Basketball-Bundesliga spielen können. In den kommenden Wochen werden die ersten Verpflichtungen veröffentlicht werden. Es wird ein heißer Juli.« Auch Talente, die noch einige Zeit bis zur Erstliga-Reife brauchen, sollen in das Training eingegliedert werden. Zudem bringt Fischer eventuell seinen Co-Trainer Mathias Chris O'Shea aus Gmunden mit: »Ich bin in Gesprächen mit ihm, das wird sich in den nächsten Wochen ergeben.«
So soll der neue Mann, der sich am Ende in erster Linie gegen Emir Mutapcic und Andreas Wagner durchsetzte, mehr Zeit haben, um auch den Sportdirektorenposten zu besetzen. Der Blick der Gießener Fans dürfte sich nun also auf den Kader verlagern. Trotz kritischer Stimmen gegen die Wildcard bleiben viele Anhänger dem Team treu: »Wir haben bereits 70 Prozent des Dauerkartenverkaufes des Vorjahres erreicht«, so Scheiberg. Der Frühbucherrabatt für die Jahrestickets ist zudem bis zum 15. Juli verlängert worden.
Erschienen am 29.06.2012